Die Ausgangsiedlung von Kunzendorf in slawischer Zeit und ihr kultureller Hintergrund .

Schlesien wurde im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende von den verschiendensten Volkern aus sud und Nord , aus Ost und West nacheinander uberschwemt. Die hier einst seshaften Volker sind nicht spurlos verschwunden. Im Erdboden ruhen die Reste ihrer Wohnstätten, ihrer Werzeuge und ihrer Toten. Die prähistorische Wissenschaft gibt auf Grund ihrer Kunde Aufschlus über die Art der Volksstämme und die Dauer der einzehlen Siedlungsetappen, die sie bis in die jüngste Eiszeeit zurük verfolgt.Seit dem Beginn unserer Zeitrechnung spilt sich hier in einem gewissen Turnus ein Besitzweschsel, hauptsächlich zwischen germanischen und slawischen Volksstämmen ab. Nach Abzug der Wandalen,die in Schlesien über ein halbes Jahrtausend sesshaft ware len, die in schlesien uber ein halbes Jahrtausent sebhaft waren *von 100 vor Christi bis 500 nach Christi* drangen von osten her slawische stamme in die odergegend ein und besiedelten den menschenleeren raum . In diese Zeit hinein ragt die Ausgangssiedlung von Kunzendorf, auf die in den folgenden Ausfuhrungen naher eingegangen werden soll.Vor uber 700 Jahren bot die Gegend um Kreuzburg das Bild einer ausgesprochenen Waldwildnis. Der um Kreuzburg gelegene riesige Waldbesitz,der den nieders1chlesischen Herzögen und Herren von breslau gehörte (1202/1326)wird in der ältesten Urkunden der " älteste Wald "genannt. Es war ein Teil jenes Grenz - und Bannwaldes, der schon um das Jahr 1000 in den sogenanten Waldkriegen erwähnt wird.

Der Hohenstaufen - Kaiser Fridrich - Barbarossa schreibt an seinen Vertrauten Wilibald:

"Unsere Vorfahren sind mit grösster Schwierigkeit kaum bis zur Oder vorgedrungen. wir aber haben durch die Kraft des Herrn dir Sperren der Polen, welche sie in Engpässe aus dichten Verhauen geköpfter Bäume gemacht und mit grossem Aufwand an Scharfsinn verrammt hatten, durchbrochen und am 22 August 1157 den Fluss Oder mit unserem ganzen Heere überschriten"

Dieser urwaldähniche, sast unwegsame Waldgürtel, der sich in einer Länge von über 100 km und einer Breite von etwa 300 km im Wesentlichen längs der Grenze zwischen Oberschlesien und Niederschleisien hinzog, führte in slawischer Zeit den Namen "przesieka" (von siekaæ = hauen, also Verhau). Jede Besiedlung und Rodung des Waldes war verboten, denn der Waldgürtel sollte als natürliche Schutzwehr gegen feindliche Überfäle unberührt bleiben. Feinliche Einfälle wurden ofenbarvon Süden her erwartet (Mähriscche - Pforte). Das zeigt der ganze Verlauf des Grenzwaldes. Er zog sich zunächst am Eulengebirge entlang, also an der Grenze gegen Böhmen - die Grafschaft Glatz gehörte damals zu Böhmen - dann folgte er dem Lauf der Neiße bis zu deren Einmündung in der Oder. Enzelne Teile des Gürtels werden in Urkunden endlich au der rechten Oderseite zwischen Malapane und Stober bis zur Prosna hin erwähnt. Noch heute breiten sich zu beiden Seiten dieser Flüsse riesige Wälder aus. Sie Haben nichts mehr mit dem Urwald der Vorzeit gemein, aber wer sie durchwandert, wird noch den Hauch versprünmgen, der die Heimat vor 1000 Jahre durchwehte. Im Nordosten der "Przesieka" (Verhaue) lagen im 13 Jahrhundert die herzöglichen Güter, die "der große Wald" gennant wurden. Als um Mitte dieses Jahrhunderts die deutsche Kolonisation einsetzte, wurde auch die Besiedlung dieses Waldgebietse in Angriff genomen. Von Breslau aus konnten die Siedler auf der Salzstraße, die nach Krakau und weiter n ach Wieliczka führte. leicht in den "großen Wald" eindringen. Mit der Umbesiedlung Schlesiens hat der Grenzwald seine strategische Bedeutung Verloren.

Uns interesiert hier die Frage;

Wie sah es in den voraus gegagenen Jahrhunderten mit der Besiung dieser Waldwildnis aus?

Wir dürfen uns die Wälder dieser Zeit nicht menschleer vorstellen. Nachdem die letztem Wandalen abgezogen waren, siedelten sich an geigneten Plätzen - in Flußtälern, in Hainen, an Waldrändern, in Waldlichtungen - Slawen an. So enstanden eine Slawische Niederlassung an der Stele, wo die vorhin erwähnte Salzstar den Stober überquerte. Sie hieß, wie angenomen wird,Kruczbor=KrähenwaLD, das spätere Kreuzburg. In einer Waldlichtung,zu beiden ´eiten eines wasserreichen, durch häufige Überschwemunge versumpfen Baches entstand ein slawisches Dorf, das in Urkunden aus der Mitte des.Jahrhunderts zuerstgenannt wird.Es heiß Gojakowice beziehungsweise Cojacowice und nach, der Umbesiedlung durch fränkische Bauern Kunzendorf.

Auf dem erhöhten Ufergelände errichtet die slawischen Siedler ihre hölzernen Hütten. Wann das Geschah, läßt sich nicht bbestimen. An den Hüten vorbei führte die verstumpfe Dorfstrase. Die ersten Bewohner der Niederlassung lebten zunächst von dem Reichttum der Gewässer und Walder. Dann gingen sie zum Fldbau über.Gartenland und Feld mußten erst durch Rodung gewonnen werden.Aus der ersten Siedlungsperiode ist an frühgeschichtlichen Funden nur eine grosser Zachl von Spinnwirteln slawischen Typs zu verzeichnen, die darauf hindeuten, daß die Frauen mit Spinnen und Weben vertraut waren. Man darf annehmen, daß die wenigen kleinen Häuschen, die heute noch am Bach enlang stehen, die Stelle der ersten Siedlungsbauten einnehmen. Viele dieser Häuschen sind im Laufe der Jahrhunderte abgetragen worden, aber immer wieder auf dem gleichen Baugrund durch neue Bauten ersetzt worden. In der feuchten Lage haben sich die Holzbauten besser bewährt, als die spätere Steinbauten. Die Ausgangssiedlung enlang der alten Dorfstraße existiert in groben Zügen noch heute und wird im Volksmunde. noch heute "wies - Dorf" genannt. Sie wird, wie in alter Zeit, von Kopfweiden, Erlen und Pappeln umsäumt und enbehrt duraus nich idyllischer Reize. In einer Folge von Aufnahmen soll die Schonheit der alten Dorfstraße dargelegt werden. Schon immer waren Heimatkundler und Wissenschaftler an einen tentenzfreien Beantwortung der Frage interesiert, wie die Slawen in Schlesien in 13 Jahrhundert lebten und wie ihre Kultur beschefen war. Uberraschende Auskünfte dieser Richtung erbrachten die Ausgrabungen in Oppeln vom Jahre 1930, schichtliche Bodenaltertümer Dr. G. Raschke - ein gebürtiger Kreuzburger - berichtet. Im Sommer 1930 wurde in Oppeln mit dem Neubau eines Regierungsgebäudes begonnen. Es solte auf dem Bauplatz der alten, zum Teil verfalllernen Piastenburg errichtet werden, die zwischen Oder und Mühlgraben in einer überaus vertiedigungsfähigen Lage erbaut worden War. Durch deie jahrhundertellange Besiedlung war das alte Baugeleände zu einem Hügel von über 5 meter Höhe über die umgebung hinaus gewachsen. Die Besietigung der Schuttmasse führte zur entdeckung eines historisch noch nicht erschlossener kulturbildes aus der oberschlesien Geschichte des 11 und 12 Jahrhundertes. Eine Sensation bedeutete es, als unter der aus Stein und Ziegeln im 13 Jahrhundert - zur Zeit der deutschen Kolonisation - errichteten Burg eine Ansiedlung zum Vorschein kam. die den Steinbau noch nicht kanne. Alless ist in dieser Schicht ausschließlich aus Holz gebaut| Häuse,. Wege und Burgmauern. Es handelte siech um eine slawische Kastellane,in der Kastellan , der Vetreter des Landesfürsten,wohnte. Die quadratischen Häuser der gesamten Siedlung haben eine gedielte Wohnfläche von 4 mal 4 Merten = 16 Quadratmetern. Die Wände sind im Blockhausverband gezimmet. Noch heute stehen sie 2 bis 9 Balkenschichten hoch. Die Türen sind in der Mitte der Wand angebracht. Zwischen den Häusern laufen Bohlenwege zum Schutz gegen den Morast der Niederung. Auch die Burgmauer ist Holz durch Kreuz- und Quarlagen von Balken, Bochlen und Brettern gefügt, der Zwischenraum ist mit Erde ausgefüllt.Von der Lebensweise der Menschen in der Niederlassung spricht der Inhalt der Hutten. In einer Ecke liegt meist ein aus paar Steinen yusammen gelegter Herd. Daneben und auf der Diele ligen zerstreut Reste von Gefässen aus Ton und Holz, Abfälle von Mahlzeiten, Knochen von Hirch und Reh, zerrissene Schuhe,Lederabfälle, Hausgeräte und verlrner Schmuck.Grosse Leistungen der damaliegen Zeit stellen die aus vielen Dauben zusammengesetyten Holzgefässe dar. Die vielen Holzgeräte, die Teller und Lüffel, die Spindeln und Wirtel, das Spilzug der Kinder - alles ist unverzeiert. Die Hauptnabrung bildet die Mirse. Überall ist sie in Mengn verstreut.

Im ganzen tritt uns hier ein einfaches Kulturbild entagegen, und das in einer Kastellanei, einer bevurzugten Ortschaft im Herzogtum . Sachlich ergänzt werden diese Angaben von dem Prähistoriker Dr. H. Kurzt in seiner Schrift! Slawische Bodenfunde in Schlesien, Priebatsch 1936. Zu den Augrabungen in Oppeln berichtet er, daßsich, verstreut im Kulturboden der ganzen Siedlung, große Mengen von Hafer, Roggen, Weizen, Gerste und Hirsekörnern gefunden hätten. Es wurde auch Gurken korne, Bohnen, Erbsen und Samenkerne der Melde, zum Teil in großen Mengen festgestelt. Auch Obstbau wurde in Oppeln getrieben. Das beweisen die Funde von Kirschen / und Plaumensteinen, Äpfelkernen und Birnenkernen - anscheinen von verschiedenen Sorten - und sogar ein Aprikosenstamm. Die zahlreiche Tierknochen lessen eine fast lückenlose Aufstelung der Haustiere in slawischer Zeit zu: Rind, Schwein, Pferd, Ziege und Schar. Knochen von Jagttieren finden sich in beträchtlichen Mengen, Gejagt wurde jedes Tier, das fleisch und Pelzwerk bot. Erhalten sind fast nur verarbeitete Knochenstücke und Geweihe. Außer Wrkzeugen von Hirsch - und Rehgewich wurden beobachtet: Elchschaufel, Bärenzähne, Wisentgehörne und Hauer von Wildschwein. Vom Fischfang geben nur wenige Funde Zeugnis. Dr. Kurtz verdanken wir auch grundlegende Feststellungen zur Frage der slawischen Kultur vor der deutschen Kolonisation. Seiner schrift entnehmen wir fogende Leitgedanken: 1. Der slwiche siedlung waren fast immer in der nahe eines fliesenden Gewässers angelegt, in Oppeln, Breslau, Glogau auf inseln, Spurren einer bestimmten Siedlungsform, etwa eines Rundlings, sind nicht beobachtet worden. Die Anordnung der Wohnstäten paßte sich den landschaftlichen Bedingungen an, ohne an einem Schema zu haften. Die Oppelner Siedlung mit zahlreichen, eng aneinander gebauten Häsern, entsprach auch der Gestalt der länglich - runden Oderinseln. Sehr oft folgt die Siedlung einem Bachlauf und zieht sich dann kilometerweit an den Uferhängen hin. Die gleichmäsige Verteilung der slawischen Siedlungsplätze uber das ganze schlesische Land, mit Ausnahme des Gebirges, läßt erkennen, daß mindestens seit der mittleren slawischen Epche für den Nachrungserwerb der ackerbau und nicht die Jagt und der Fischfang ausschlaggebend waren. Die Ansichten von der Primitivität des slawischen Ackerbaus stützen sich auf unzulängliche Quelle, nähmilich auf aie Aufzechnungen deutscher Kolonisten, die ihren Urteilen westdeutsche Maßstäbe zugrunde legten. Die tatsächliche Lage des Ackerbaues erschließen die Bodenfunde. Es steht fest, das der Boden unzureichend bearbeitet wurde. Die Ackergeräte waren aus Holz. Funde sind nicht nachweisbar. Trotzdem hat sich der slawische Bauer auf leichten und schweren Böden behauptet. 2. Das slawische Haus war ein reiner Holzbau im Blockverband, mit Lehm verputzt und mit Stroch oder Schlif gedeckt. Die Hauser hatten nur geringe Ausmaße: in Oppeln im Durchschnit 4 mal 4 m. Der Fußboden war eingetieft. Die Kellergruben gingen bis 1 m in den Boden hinab. Die Häuser in Oppeln waren gedielt, der Hausrum nicht geteilt. Die Blockbauten hatten Wände aus waagerecht liegenden, an den Ecken verbunden Balken. Der Eckverband erfolgte bei den Oppelner Häusern in der Weise, daß die Balken eingekerbt wurden, damit sich die darüber liegenden Balken in diese Kerben einfügen konnten. Auf der obersten Balkenlage ruhten die Dachsparren. Das dreieckige Giebelfeld wurde durch Rutengeflecht oder Blockbau ausgeschniten. Der Pfostenbau war bei den Slawen gleichfalls bekant. 3. Für die kleidung wurden Leinen und Wollstoffe verwendet. Erhalten haben sich Leinengewebe in Resten. Auf die Herstellung von Wollgeweben lassen Funde von Schafknochen schließen. Für den Zuschnitt der Kleidung (Tracht) ist kein Anhaltspunkt gegeben. Ein wichtiger Bestandteil der Tracht war der Ledergürtel mit einem hölzernen oder knöchernen Knopf oder ein Metallschalle schließbar. Mann und Frau trugen am Gürtel auch nach Ausweis der Grabfunde Messer aus Feuerstahl. In Oppeln fanden sich lederne und genähte oder gestickte Schuhe aus der Endstufe der slawischen Epoche. Der schlichtenLebenshaltung enspricht das spärliche Auftreten von Schmuck und die verwendung unedler Mettale. Soweit die Berichte der beiden Prahistoriker.

Auf eine Wirtschaftszweig der Slawen wäre noch einzugechen. nämlich auf die Bienenhaltung.Neben dem Oppeln-Kastel breitte sich auf der Oderinsel die sogenannte ''pasieka''aus. Das war das Arbeitsfeld der Bienenzüchter. Der name "Pasieka" hat sich in Oppeln bis auf den heutigen Tag erhalten blühte schon in der schlawischen Zeit die "Zeidlerei-bartnictwo" Kraskau, Szczedrzyk, Krascheow und Schlakowicz waren anerkannte Zeidler-Dörfer.Sie warden als solche in den Urkunden der oberschlesichen Piasten geführt . Die Beuten wurden im oberem Drittel labender Kiefern durch Ausöhlung geschaffen, waren also schwer zugänglich.Und doch wqar die Arbeit lohnend,nicht nur für den Imker <zeidlere>, sonder auch für den Grundherren. Die Oppelner Herzöge fordertden von den Zeidlern einen Goldzins und die Angabe von Hönig. Die Erträge der Waldtracht waren bedeutend. Ich habe um die Jahrhundertwende in dem Waldorf Boriwian in einem uralten Bauernhause - mitten im Walde gelegen - spezielle Kammern mit eingebauten Fässern aus Lindenholz gefunden, in denen, wie mir der Bauer erzählte, seine Vorfahren den Waldhonig zenterweise eingelagert haben. Die Kastellanaei in Oppeln war nicht nur die Verwaltungs - und Gerichtsstelle, sondern auch die Weranlage für einen größeren Bezirk des Herzogtums. Der Kern einer solchen anlage war eine holzerne Burg. die durch Wasser - , Sumpfgräben und Plankeazäune geschützt war. Neben der Burg wohnten die Krieger. Sie halten die Burg mit schwert, Sperr, Schild, Pfeil und Bogen gegen die Feinde zu verteidigen. Auch Kunzendorf besaß in slawischer Zeit eine Vertedigunsanlage kleineren Stils. Es war dies der am Ostausgang des Dorfes Ober - Kunzendorf gelegene Burghügel - kopiec - eine Wahrzeichen von Not und Kampf in dunkler Vorzeit. Es ist dort zu finden, wo die Gemarkungen Ober - Kunzendorf, Ludwigsdorf und Wrzose zusammenstoßen. Der Burghügel - eine sogenante Wassreburg - war Zufluchtsort und Verteidugunsstätte in Kriegsgefahr. In der sumpfigen Wiesenmulde des Dorfbaches wurde zuerst ein Hügel aufgeworfen. Oben stand der hölzerne Wohnturm des Verteidigers. Als Inhaber des Wohnturms wird 1405 ein gewisser Wittko genant, der auch in §aulsdorf *Kreis Rosenberg( ein Gut und eine Wasserburg besaß. Graben und Erdmauer bildeten die Befestigung. Eine aus Holz und Erde errichtete Wand ermöglichte die Verteidigung. Meist fiel das Holzwerk bei feindlichen Angriffen dem Brand zum Opfer. Daher sind Grabungen nach Bauresten auf diesen Burgwällen fast immer ergebnislos gewesen. Der Burghügel und die umliegenden Siedlungen bildeten eine Abwehrgemeinschaft. Keine Ruine erinnert heute an die frühere Zweckbestimmung. Der Sumpf ist entwässert, der Graben zugeschüttet wordet und der Hügel trägt auf dem Platz des früheren Wohnturmes und der Befestigungsanlage einen Kranz von 46 herrlichen Eichen. Es hat den Anschein, daß hier ein zweiter Burghügel zur Verbesserung der feuchten Wiesen abgetragen worden ist.In Kelisch (Krs. Groß-Strehlitz ), standet auf den sumpfigen Wiesen zwischen Kirche und Malapane sogar drei Burghügel nebeneinander. Die ersten Burghügel sind bereits im 10. Jahrhundert entstanden. Viele von ihnen bestanden noch in der Zeit der deutschen Kolonisation. Aus manchen Burghügeln sind Kastellaneien entstanden. In Schlesien werden 140 Burgwälle gezählt.

Zum Schluß noch etwas über die Bedeutung des Ortsnamens. Ortsnamen sind in der Regel angelehnt an Eigentümlichkeiten der Landschaft oder an Namen von Personen, die bei der Gründung oder dem Ausbau des Ortes hervorrangead beteiligt waren. Der Name der Ausgangssieglung lautete: Kujakowice

Die Schriebweise ist abweichend. Dieses erklärt sich aus der Schwierigkeit, einen bisher nur gesprochenen siawischen Namen in die Schriftzeichen latainisch oder auch deutsch abgefaßter Urkunden zu übertragen.

Es liegen folgende Abweichungen vor:

1. Coiacowiz........................ Aussetzungsurkunde vom 02.11.1252,

2. Koyacovic........................Urkunde vom 22.12. 1257,

3. Gojawitz und Goyacowitz..........Festschrift des St. Matthiasgymnasium Breslau zur Jahrhundertfeier 1811-1911

4.Coyacowic Dr. Raschke, "Vorgeschichte des Kreises Kreuzburg" s. 114,

5. Koyacowici Dr.Eistert, "Aus der Heimat" 1938 Seite 103,

6.Kujakowice Triest, Topographisches Handbuch von Obeschlesien 1864 Seite 156

Der alte Name Kujakowice ist nie aus dem Volksgedlächtims verschwunden und lebte als Kujokowice fort bis in die Gegenwart. Mit Kujokowice bezeeichneten die Dorfinsassen immer Nieder-Kunzendorf, Während für Ober-Kunzdorf der Name Leskie Ublich war. Eine Zweiteilung der Gesamt-Siedluch scheint schon in slawischer Zeit bestanden zu haben. Während der Name Leskie unzweifelhaft von las = Wald, genauer Laubwald, abgeleitet ist bedient sich Prof. Dietrich in der oben genannten Jubiläums-schrift der abweichenden Schreibweise Goiawitz ( Seite 10 ) und Goyacowitz ( Seite 71 ) für Kujakowice, als leitete er den Namen von goj = Tannenbäumchen ( oberschlesisch ), bzw. gaj = Hein ab Beide Ortsbezeichnungen besagen vielleicht dasselbe, nämlich: Walddorf. Vom Walde her hat ja auch Kreuzburg seinen ursprünglichen Namen hergenommen: Kluczybor = Krähenwald. Eine zweite Deutung des Names Koyacowici begründet Dr. Eistert in seiner Abhandlung " Die Vögte in Kreuzburg " - ( Aus der Heimat - Kreuzburger Nachrichten 1938, Seite 103 ). Er schreibt dort: " Koyacowici ist gebildet von einem slaeischen Vornamen vom Stamme koy - (quies = Ruhe ) der in den Formen Kojan, Kojek und Kojak vorkommt".

Der Name bedeutet also:

"Dorf der Nachkommen des Kojak".

Der Name "Koj" gehört übrigens zu den ältesten der Parochie Kunzendorf. Er wird schon im ältesten Jahrgang der hiesigen Pfarregister (1765) aufgeführt, und Träger des Namens "Koj" sind noch heute in der Gemeinde Ober-Kunzendorf vertreten Wenigrr wahrscheinlich ist die Herleitung des Namens "Kujakowice" von dem Personennamen "Kujakowsky", eines Erbherren von Ober-Kunzendorf, der allerdings erst 1477 auftritt, vorher aber nie gennant wird. Dr. Raschke schreibt hierzu in seiner "Vorgeschichte des Kreises Kreuzburg:, Seite 144, folgendes. "Im Jahre 1477 ist ein Nikolaus Kuyakiwsky, Erbherr zu Hochsten Kunczendorf... usw. 1499 treten Petir /Peter/ Kuyakoffsky und Hannus Gebrudere / Bruder Hans /ihre Rechte in obir-Kunzendorf an die Kneuzherren ab. " Diese Notiz spricht eher dafur,dass der Erbherr von ober-Kunzendorf seinen Familiennamen dem Ortsnamen Kujakowiec entlehnt hat. Zusammenfassend lasst sich uber die Ausgangssiedlung Kujakowice folgendes sagen: 1. Wann und wie die Niederlassung vor sich gegangen ist, wissen wir nicht. Erst gegen Ende der slawischen Epoche werfen verein-zelte ouellen sparlisches Licht in das der Anfange. die Lucken der schriftlichen Uberlieferung wurden zum Teil durch Bodenfunde aufgehellt. Wir gelangen zu der uberzeugung, dass sich das Dorf im allgemeinen der kulturlagen nahert, in der sich das Dorf im allgemainen dar Kulturlagen nahert, in der sich die Oppelner Kastellanei im 10,11. und 12. Jahrhundert befand. Die Ausgrabungen in Oppeln vom Jahre 1930 enthullen zum ersten Malen den kulturellen Stand der slawischen Siedlungen vor der deutschen Kolonisation. 2. Uder die siedlungsweise sind folgende Tatsachen als feststehend zu betrachten: Am sumpfigen Bach entlang errichteten die slawischen Siedler in weiter Streuung die ersten Hutten als reine Holzbauten. Jedens Hauschen enthielt einen ungeteilten Wohnraum und im Bedarfsden Stall. Nur der primitive Herd war von grosse zugekehrt.Alles Haus und Wirtschaftsgerat war unverziert und aus Holz, Hirsch-und Rehgeweih angefer-tigt. In jeden Haus wurden gewedt und gesponnen. 3.Uber das Wirtschaftsleben lasst sich folgendes sagen: In der Fruhzeit-das haisst zur Zeit der Sesshaftmachung - lebten die Siedler von.............. es folgt eine nicht mehr zu entziffernde Zeilen, und dann geht es weiter mit: .......Grasnutzung folgen liess, ermoglichte die Viehhaltung. Auf diese Periode folgte eine mehr planmassige Feldwirtschaft mit bevorzugtem Anbau der Hirse. Daneben Viehhaltung. In der Endepoche /11. und 12. Jahrhundert/ werden samtliche Getreidearten abgebaut und fast alle Haustiere gehalten. im Garten baute man Gemuse an und zuchtete sogar Obstbaume. 4. uber die soziale Lage der Bevolkerung. die Dorfgeminschaft stellt einen Verband von Hortigen der.Der Boden, aus dem der Altsiedler seine lebensbedurfnisse schopfte, gehorte nicht ihm, sondern dem Grund oder dem Landesherren. Fur die Nutzung des bebauten Landes hatte er seinem Herren in unbegrenztem Masse Naturalababen zu machen und personliche Dienste zu leisten. Es gab Horige der verschiednsten Abstufungen. Einige von ihnen verrichteten Hausdieenste als Diener. Wachter, Gartner, Falkenzuchter und Treiber bei Jagden. Andere versorgten den furstlichen Haushalt mit Fleisch, Fisch, wild, geflugel, Getreide, Honig, usw. Wider anderestanden als Handwenkar im Dienste des Grundherren. ihr Robotdienst /Arbeitsdienst/ bestand in der Anfertigung von Baumaterial-Schindeln, Leitern, brettern, Latten, Pfahlen, usw. fur den furstlichen Bedarf-und in der Herstellung von Web- und Wollstoffen, Pelzen, Leder-und Hausgerad. Diese Arbeiten wurden endweder in bestimmten Dorfern oder in den Herrenhofen ausgeufuhrt. Die Bauern mussten auf den herrschaftlichen Gutern das Feld bestellen, alle angeforderten Fuhrwerke stellen, Walder roden, Strassen bauen und in der Teichwirtschaft sowie beim Weidwerk mitwirken. Alle diese Verpflichtungen fuhrten schliesslich zu einer versklavung des Lendvolkes zu Elend und Not. Eine Wendung bahnt sich an. Nachdem die schlesischen

Herzoge und Fursten Einsicht gewonnen haben in deutsche Hofhaltungen ihrer Zeit, kamen sie zu der Uberzeugung, wie ruckstandig ihre eigene Lebensfuhrung war, trotz grossen Landbesitzes und rechtloser Ausbeutung der Massen von Horigen. sie wollten ihr Land unbedingt ertragreicher machen . finanzielle Erwagungen fuhrten dazu, dass sie fleissige deutsche Bauern in das Land rifen, die ihnen bessere einkunfte gerantierten. Sie traten mit Unternehmern in Verbindung, die deutsche Bauern anwerben und nach deutschen Recht ansiedeln sollten. Die Kolonisation Schlesiens begann im 13 Jahrhundert und dauerte über 100 Jahre. Damit endete auch in Kujakowice die slawisch - rechtliche Dorf - Verfassung. Es folgt: Kunzendorf nach Deutchem Recht. Kaum war hier im 11 und 12 Jahrhundert in der slawischen Besiedlung des Landes ein gewisser Stillstand eingetreten, da wurde um die Mitte des 13 Jahrhunderts in Schlesien eine neue deutsche Einwanderung sichtbar. Aus Mitteldeutschland - besonderes aus Franken und Thüringen - kamen zahlreiche Siedler nach Schlesien. Sie kamen nicht mit Feuer und Schwert - sie wollten sich imm dunn-besiedelten Osten friedlicher Kulturarbeit widmen, deen ihre Heimat war ubervolkert. Sie waren kaine Eindringlinge,sie wurden deutsh-freundlichen Landesfursten gefuren,um Schlesien den Kulturellen und kirchlichen Einfluseen des Westens zu erschliessen. Schon vor dem Mongolien-Einfall in Schlesien /1241/ werden deutsche Siedler urkundlich bezeugt.Es ist mit Schicherhrit anzunehmen, das der Einbruch der Tartaren hier grose Verwustunger und Menschenverluste hinterlassen hat. Um so erwunschter war darum eine Auffullung der dezimierten Bevolkerung durch Siedler. Die Landesfursten hatten auch bereits erfahren,das in deutshden alten Slawen-Siedlugen. Aus diesem Grunde lies man sogar von Slawen neue Dorfen nach deutshem Recht anlegen. Im Kreuzburgishen-das feist im Grenzgebiet zwishen Ober- und Niderschleisen wurden in amaliger Zeit durchweg Umlogierungen/Umsiedlungen/bestehender slawischer Niederlassungen vorgenommen. Die beiliegende Siedlungskarte von Schlesien zeigt deutlich die Bevolkerungsdichte vor und nach der Siedlungsaktion. In reichlich 100 Jahren waren in Schlesien gegen 100 Stadte und mehr als 1000 Dorfen neu entstanden oder umgesiedelt worden. Die Siedlungskarte zeigt aber auch die unterschiedliche Bevolkerungsdichte links und rechts der Oder. Die Ankommlinge aus dem Westen nahmen naturgemas zuerst die fruchtbaren Gebiete auf der linken Oderseite in Asnpruch. Die Bodenbeschaffenheit der rechten Oderseite hat dem vorsichtig prufenden Siedlern wenig zugrsagt. Sie mieden durre Diluvialsange, moorige Niederungen, kalte Lehmgrunde und den sproden Muschalkalt. DerWald an sich stellte der Besiedlung kein Hindernis in der Weg. DieSiedler kamen ja meist aus waldreichen Gegenden/Franken und Thuringen/.Auserdem wusten sie,das man hier die Mehrarbeit der Rodung mit groszugiger Abgabenfreiheit begnegete. So war es auf der rechten Oderseite aus Grunde der Bodenbeschaffenheit zu keiner durchgreifenden, geschlosenen Besiedlung gekommen. Es gab im damaligen Harzogtum Ratibor-Oppelen, rechts der Oder,nun 6 deutsche Dorfer. Die Umsiedlung slawischer Kultur uberschichtet und so gewann das slawische Volkstum in Sprache und Brauchtum mit der Zeit die Oberhand. Die Hauptinteressenten an der Besiedlung Schlesiens waren die Landesfursten. Dem Beispiel der schlesischen Herzoge folgend, beteiligten sich auch die Breslauer Bischofe am Siedlungswerk. So liess Bischof Lorenz auf bischoflichem Territorium schon 1223 die Stadte Neisse und Ujest nach deutschem Recht umsiedeln. Die Kolonisierung durch Berufung und Aufgabenbereich deutscher Bauern gehorte an sich nicht zum Aufgabenbereich der Kloster. Aber es ist Tatsache, dass sich die Kloster der damaligen Zeit in die Kolonisationsarbeit eingeschaltet heben. Ordensgemeinschaften wuden nicht nur mit grossem Landbesitz beschenkt, sie durften auch Land durch Kauf erwerben und diesen Besitz mit Erlaubnis des Landesherren durch deutsche Siedler lozieren lassen. So wissen wir, dass die Leubuser Zisterzienser-Monche in Kazimir, die Breslauer Augustiner-Monche im Kreise Rosenberg, die Breslauer Pramonstratenser-Monche in Beuthen und die Breslauer Kreuzherren vom Roten Stern um Kreuzburg gesiedelt haben.. Wer sind die Kreuzherren vom Roten Stern, die in der Gegend um Kreuzburg kolonisatorisch tätig waren? Der Kreuzherren - Orden ist zur Zeit der Kreuzzüge aus einer Laienverbrüderung hervorgegangen, die sich satzungsgemaß mit der Krankenpflege befaßte. Im 155 Jahrhundert hat sich die Laienverbrüderung in enen Priester - und Seelsorge - Orden gewandelt. Um die Mitte des 17 Jahrhunderts legten sich die Kreuzherren, denen bereits zahlreichende Adelige beigetreten waren, den Titel eines Rittersordens selbst zu. Der schon damals beginnende Verfall endete mit der s Sekularisierung im Jahre 1810. Der Orden setzte sich damals ausschlieslich aus Priestern zusammen, die auf Außenseelsorge - Stationen Pfarrer und Kapläne waren. Zur Zeit der Enstehung des Ordens entfaltete die Schwester des Königs Wenzel I von Böhmen - die selige Agnes in Prag - eine rage reiligiös - charitative Tätigkeit. So enstand in Prag: 1232 - das Kloster der Franziskaner, die aus Mainz hierher gerufen waren - nebst der Kirche zu Ehren des Hl. Jakobus 1235 - das Klarissenkloster, errichtet von der seligen Agnes, deren Äbtin sie war 1237 - das Franziskaner-Hospital fur Arme und Kranke. Die Leitung dieses Hauses ubertrug Paps Gregor IX. der in Prag bestehenden Hospital-Verbruderung, die er als Orden bereits 1235 anerkannt hatte. So wirkten die Laienbruder als Kranpfleger zunachst in Prag.Einige Jahre dpater sehen wir eine Abzweigung der Prager Niederlassung in Breslau. In Breslau lebt die Schwester der seling Agnes als Gemahlin von Herzog Heinrich II., die Herzogin Anna. Nach dem Vorbild der Prager Verwandten sollten in Breslau ebensolche klosterliche Einrichtungen geschaffen worden. 1240 - erbaute Heinrich II. das Franziskanerkloster in Breslau am Sande nebst Kirche zu Ehren des Hl.Jakobus. Nach seinem fruchen Tode-Heinrich II. fiel in der Mongolenschiacht bei Liegnitz 1241-setzte die Herzoginwitwe Anna mit ihren Sohnen den Ausbau der geplanten Stiftungen fort. 1245 - wurde das Elisabeth-Hospital fur Arme und Kranke in Breslau an der Schuhbrucke vollendet. Als Krankenpfleger berief die Herzoginwitwe Anna Hospitalbruder aus Prag. 1257 - kam noch der Bau eines Klarissenklosters in Breslau, ahnlich wie in Prag hinzu. Durch die Stiftungen Heinrich II. und seiner Gemahlin Anna gelangte ein Zweig des Hospitalordens von Prag nach Breslau. Dieses schlesische Ordens-Niederlassung wird 1248 zum ersten . Male urkundlich erwahnt, erhalt1252 als Ordensabzeichen Kreuz 1253 von den Herzogen Heinrich III. und Wladidlaus mit reichen Liegenschaften ausgestattet. Die ursprungliche Ordens-Niederlassung in Prag besteht noch heut. Der Grossmeister hat seinen Sitz in dem Kloster an der Karlsbrucke. Die Ordensmitglieder sind meist in der Seelsorge tatig. Im Jahre 1928 richtete der Kreuzherr Gradu an den Geistlichen Rat Scheich eine Anfrage betreffend den ehemaligen Kreuzherrensitz Kunzendorf. Der Dank fur die Ankunft ist auf anliegender Karte zum Ausdruck gebracht. Sie zeigt den derzeitigen Grossmeister des Prager Ordens.

Von Breslau kamen Priester des Kreuzherrenordens auch nach Kunzendorf. Sie haben hier Jahrhunderte hindurch segensreich gewirkt. Nur die Namen der letzten drei Kreuzherren-Pfarrer sind in unseren Kirchenbuchern /seit 1766/ verewigt.

Es sind dies.

Pater Drocdecke, Matthes, geboren 1717,gestorben am 24.03.1778, Amtszeit: 1752-1778

Pater Gunther, Franz, Amtszeit:ab 01.10.1780 und Pater

Krzepitzki, geboren 1740, gestorben am 11. 02 1784-11 04 1813.

Im Volke ist jede Erinnerung an die hier tatigen Kreuzherren erloschen. Kein Grabmal dieser verdienten Ordenspriester ist erhalten geblieben. Nur das Hoheitszeichen des Ordens-das Lilien-oder Ankerkreuz uber einem sechseckigen Stern-ragt jeden sichtbar,empor. An die Kreuzherren erinnert ferner eine Marmortafel, die rechts vom Haupteingang in die Turmwand eingelassen ist. Die Inschrift besagt, dass der Bau des massiven Turmes unter dem Ordensmeister Johannes Fromm /1786-1805/, im Jahre 1803, beendet worden ist. Ausserdem ist im Jahre 1955 uber dem Hauptportal der Kunzendorfer Kirche das Wappen angebracht worden, das einst das Kreuzherrenschloss der Kommende Neuhof zierte. Das Turschloss ist 1945 durch brand zerstort worden. 10 Jahre spater wurde es aus den Trummern geboren und dem Schreiber der Chronik zum Einbau in die hiesige Kirche uberlassen.

Uber die Hospitalguter der Kreuzherren in der Gegend um Kreuzburg unterrichten uns folgende Urkunden:

1. die Aussetzungsurkunde von Kunzendorf vom 02.11.1252,

2. der grosse Stiftungsbrief der Herzoge Heinrich III. und Wladislaus vom 26.02.1253

3. die Bestätigung - bzw Berichtigungs - urkunde des Herzogs Heinrich IV vom Jahre 1283

Danach erwarben die Kreuzherren vom Roten Stern im Kreuzburgischen, das heist, an der Nahtstelle zwischen Ober-und Niederschlesien-wie es heist- "durch Tausch": 1. Das Dorf "Coiacowic" - nordlich der Stoberaue- mit 100 Haufen. Lo-ziert bereits 1252 auf Grund des Siedlungsauf-trags des Meisters Heinrich vom St. Elisabeth-Hospital in Breslau vom 12.11.1252. Besitzveranderungen Auf Grund der Urkunden vom 22.12.1257 ging der westliche Teil des Siedlungsareqls "COiacowice" 20 grosse Hufen aus dem Besitz des Herzogs Heinrich III . im Tauschwege in das Eigentum das herzoglichen Ritters Godehard uber. Dieser TEil der Gesamstsiedlung "Coiacowice" fuhrte fortan den Name "Gothardi villa"-Gothartowicz, Gottersdorf- jetzt Gortatow. Namensanderungen Noch vor dem Jahre 1283 wurde der slawische Name Coiacowice in Kunzendorf umbenannt und der 1257 verbliebene Siedlungsbereich in 2 Dorfen, Ober-Kunzendorf und Nieder-Kunzendorf aufgeteilt. Herzog Heinrich IV . begrundet die Namensanderungnfur Coiacowice undandere Kreuzherrendorfen wie folgt: "Besitzungen, die mit polnischen Namen be-zeichnet waren, haben dadurch, dass sie spater in deutsches Recht Ubergingen, verdient, deutsche Namen zunerhalten". 2.Das Dorf "Leucowic"- nordlich der Stoberaue- mit 50 Hufen. Namensanderungen Uloscha /1253/, Ditmarsdort,Lowkowitz, Bienendorf-jetzt Lowkowice. Die Zeit der Lozierung wird nirgend genannt. 3.Das Dorf "CHozenowiz"- sundlich der Stoberaue- Grosse und Zeit der Lozierung sind nicht angegeben. Namensanderunger 1253 Chozzenowiz, vor 1283 Kruzerdorf, spater Kotschanowitz, Kiefernrode- jetzt Chocianowice. Besitzueranderungen 1258 wurde auf einem Teil der"Chocianowicer" Flur a/ das Dorf Banc loziert.Schon 1260 schied Banc /Bankau/aus dem Besitz der Kreuzherren aus. Anfang des 14. Jahrhunderts gehorte es Nikolaus von Ebersbach, 1354 kommt Bankau an der Kreuzburger Vogt Peter Rudiger. Zu Bankau gehorte: b/das Eigengut /allodium/ Nowa curia loziert.-Neuhof an der Wilcza dem Bogensowitz von 1274-spater Wittendorf jetz Bogdanzowice-Grosse nicht gennant.Lozierung vermerkt 1283. 1394 kommt Nova curia zugleich mit Bankau an den Vogt Perer Rudiger von Kreuzburg. 4.das Dorf"Cunofe"-sundlich der Stoberaue-Kuhnau-jetzt Kuniow.Gbosse nicht verzeichnet.Lozierung 1283 ver-merkt.Vorher wird der Raum zwischen Kotschano-witz und Tschapel als Wald bezeichnet.In die -sem Walde wurden die Dorfen Cunowe /Kuhnau/und Craskowe/Kraskau,Grasenau,Kraskow/als Kreuz-herren-schieden wurde-1283-vermutlich die Komende der Kreuzherren-Neuhof-Nova curia- zwischen Kuhnau und Kraskau. Nur vorubergehend bessasen die Kreuzherren vom Roten Stern 5.das Dorf "Ullrichsdorf-spater Nieder-Ellguth-jetzt Logota Dolna-auchUllrichow-im westlichen Teil der Stobererwarben fur den Erlos Mokronoz im Gebient von Breslau. 1282 wurde Ullrichsdorf dem Kreuzburgen Vogt Adolf Uberlassen. Die haufigen Verkaufe um 1260 lassen ein sinkendes Interesse des Ordens ein seinen Kreuzburgen Besitzungen erkennen.Im dauerdenBesitz/bis 1810/blieben nur :Ober-und NIeder- Kunzendorf, Lowkowitz, Kotschanowitz und Kuhnau mit Kraskau. Wie steht es mit dem Besitz von Kreuzburg? Wenn auch Kreuzburg als Konzentrationspunkt der Stiftsguter ,als Zentralstelle der Verwaltung, des Handels und des Verkehrs fur den Orden von ausschlaggebender Bedeutung sein musste, so bildes doch umstritten. In der Aussetzungsurkunde vom Jahre 1252 spricht der Orden von "unserer Stadt Kreuzburg" wie von einer vollendeten Besitznahme. Dem gegenuber ist Herzog Heinrich IV. in der Besitznahgungsurkunde vom Jachre 1283, in der er mit besonderem Interesse die Besitzferhaltnissedes Ordens im Kreuzburgischen klar stellt, anderer Meinung. Er erklart darin wortlich: " das genannte Stadt in fridlichem und ruhigen Besitz unserer war und endlich in unserer Besitz Uberging , die wir erste Rechtsnachfolger waren". Fur die Siedlungsgeschichte unserer Dorfes scheidet die Streitfrage um den Besitz von Kreuzburg , als uber den Rahmen der Arbeit hinausgehen, aus . Interessenten an dem Streit seien nachstchende Schriften empfohlen: Dr. H. Menz - Kreuzburg - "Wann und von wem wurde Kreuzburg gegrundet ?" Aus der Heimat , Jahrgang IV , Seite 2. Prof. Dr. G. Menz -Leipzig - " Entstehung der Stadt Kreuzburg " Zeitschrift des Vereins fur Geschichte Schlesiens , band 76, 1942, seite 40. prof. Walter Krause - "Das Volkstum der Burgerschaft von Kreuzburg" zeitschrift des Vereins fur Gescgichte Schlesiens .Band 75 , Seite 107. Dr. sossalla - Miechowitz - "Sakularisation der Matthias- stiftskommende Neuhof bei Kreuzburg " Dissertation - Ohlau 1937. Geistl. Rat Roman Kubis - Michelsdorf - "700 Jahre Nieder - und Ober - Kunzendorf bei Kreuzburg o/s" Jubilaumsschrift 1952. Der Siedlungsauftrag des Meisters Heinrich vom st.Elisabeth- Hospital in Breslau vom 12. 11. 1252 In die wegelose Waldwildnis um Cruceborek /Kreuzburg/vorzudringen , war 1252 einem Bediensteten der Kreuzherren vom Roten Stern aufgetragen worden . Er hies Hermann und war laut Urkunde vom 26. 02. 1253 bisher Eigentumer der " nachsten Muhlen an der Matthias-Kirche in Breslau". Ihr sandte der Meister das Kreuzherren-ordens Heinrich, um das slawische Dorf Coiacowice nach deutschem Recht umzusiedeln. Der schriftlichem Aufrag hat in deutscher Ubersetzung folgenden Wortlaut : "damit das, was geschieht, nicht aus der Menschen schwachen Gedachtnis entgleite, pflegt man ihr durch schriftliche Aufzeichnungen Dauer zu verleihen. Wissen mogen daher Gegenwartige und Zukunftige , das wir,Bruder Heinrich, Meister des Holspitals der Heiligen Elisabeth zu Breslau mit Einwilligung und Zustimmung unserer Bruder eines unserer Dorfer /villa/, das Coyacowiz heist , dem Herman zur Besiedlung nach frankischem Rechte Ubertragen haban.Dabei haben wir gegeben, nach Anlegungsbrauch die achte Hufe in demselben Dorfe ihm sowie seinen Erben, oder wem immer sie in Zukunft verkaufen wollen, nacht Erbrecht dauernd zu freiem Besitz, mit dem Schankrechte,Weise wie war das anderen unserer Verwalter gegeben haben, das freie Schankrecht, unbeschadet jedoch des Rechtes unserer Stadt Kreuzburg mit allen Vorteilen, die zu diesem Schankrecht wie billig gehoren mussen, die freie Muhle, wenn er sie in den Dorf haben will. Und von den Fischen, die in seinen angelegten oder anzulegenden Fischteichen gefangen werden, soll die Halfte uns gehoren. Allen Kolonisten aber Besitz vorerwahnten Dorfes, die Waldstucke in Besitz nechmen, gewahren wir fur 12 Jahre volle Freihen von Zahlung des Zinsen und der Last des Zehnten. Denen aber, die schon urbar gemachte Felder besitzen, haben wir nur 4 Jahre Freiheit gewahrt.Hernach aber sollen sie jedes Jahr am Faste der Heiliren Martin von jederfrankischen Hufe dam vorgenannten Hospital eine falbe Mark Silbers, 2 Mas Korn, 2 Mas Weizen, Mas Hafer,abliefern. Wir wollen auch dreimal in Jahre personlich oder durch unseren Abgesandtzen in genanntem Dorfe dem Gericht vorsitzen und nach frnkischen Recht soll dasselbe Dorf anlegelegt werden. Damit aber diese usere Bestimung dauernd unverletzlich bestehen bleibe, haben wir demselben diese Urkunde, mit anhangendem Siegel unseres Hospitals versehen, ausgestellt. Gegenen zu Breslau im Jahre des Herrn 1252 am 2 November, in Gegenwart aller Bruder unseres Hauses Nur wenige der im 13. Jahrhundert neu geschaffenen Niederlassungen auf schlesischem Boden hatten das Gluck , ihre Geburtsurkunde bis auf den heutigen Tag zu bewahren. Der vorstehende Siedlungsauftrag war seinem Inhalt nach klar und fand rasche Verwirklichung. Die Siedler waren unterwegs. Sie kamen aus Mainfranken. Dort war schon lange bekannt ,dass man im schwach bevolkerten Osten zu gunstigen Bedingungen Lang erwerben konne. Mit Freuden verliess dort der 2 und 3 Bauernsohn die ubervolkerte Heimat. Landeigener zu sein , das war ihr heissester Wunsch. Er sollte sich bald erfullen. Ihr Anfuhrer Hermann - anscheinend ein Mainfranke wie sie - liess den Zug nach uberaus muhevoller Wanderung in Coiacowice halten. Wir kennen weder ihre Zahl noch ihre Namen. Sie bringen keine Reichtumer mit. Ihre Habe besteht in Pferd und Wagen , kleinen Vorraten an Lebensmitteln, eigenen Ackergeraten und Nutzvieh. Die einheimische Bevolkerung bestaunt die Ankommlinge. Slawen und Deutsche sind hier plotzlich und unvermittelt nebeneinander gestellt. Wohl mag sich in der sesshaften Bevolkerung hier und da Misstrauen und Unwille gegen das Neue geregt haben-von feindlichen Handlungen berichtet die Geschichte nicht-. Hier vollzog sich ja der Wille des Landesherren, bzw.seines Bevollmachtigten. Der neue Dorfgrunder hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Erst mussten die Gemarkungsgrenzen abgesteckt werden. Es wurden Grenzhugel aufgeworfen, an deren Stelle spater grosse Feldsteine mit dem eingemeisselten Hoheitszeichen des Ordens versenkt wurden. Ein solcher Grenzstein hat sich auch am Ostausgange des Dorfes bis 1941 erhalten. Die Gesamtflache des Siedlungsgebietes durfte die zugewiesene Hufenzahl nicht uberschreiten. Nunmehr wurde die abgestecke Flur bis zu beiden Seiten des Baches in viele schmale Streifen von der Grosse einer Hufe zerlegt. Die Parzellen der Siedler liefen auer uzm Bach in der Richtung von Norden nach Suden. Es sollte ja ein Reinhendorf entstehen, ahnlich den Dorfern in der Heimat der Siedler. Die Reihe zog sich kilometerweit hin. Die Zahl der verteilten Hufen kann heute nicht mehr ermittelt werden. Auffallenderweisse war sie in den Stiftsdorfern durch 10 teilbar. In der Festschrift des Matthias-Gymnasium zu Breslau 1811- 1911 wird die Zahl der Baurnstellen in Ober-kunzendorf mit 39 angegeben. Darin sind eingeschlossen die Scholtisei und die Pfarrei. Die Grose der Erbschosseni kann mit 5, die der Pfarrei mit 3 Hufen angenommen werden Es ergibt sich eine Hufenzahl von 5+3+39=47 Hufen. Da Ober - Kunzendorf auserdem nochm 12 robotsame Gartner und 3 Hausler zahlte, durfte sich die Hufenzahl von Ober-Kunzendorf auf schatzungsweise 50 Hufen belaufen. Nieder-Kunzendorf zahlte 28 Bauern, einschlieslich der Scholitisei, 14 robotsame Gartner und 3 Hausler. Die Hufenzahl konnte rund 40 betragen haben. Damit ware das Gesamtareal mit 90 Hufen zu veranschlagen. Tatsachlich, verhakten sich die Bodenflechen von Ober-und Nieder-Kuzendorf heute noch wie 5:4.

Es war Regel, dass jeder Siedler eine frenkleche Hute erhielt. Diese war durchschnittlich 100 Morgen gross Genauer angegebenwird die Ackerhufe mit 94,73 Morgen und die Waldhufe mit 107,78 Morgen.

Die Masseinheiten aus der Zeit der deutschen Kolonisation im. 13. Jahrhundert

Längenmaße:

1. eine Hufe 0,288 m

2. eine Elle (schlesiesche Elle) 0,576 m

3. eine fränkische Ackerute = 15 Ellen 8,640 m

4. eine fränkische Waldrute = 16 Ellen 9,216 m

Flachenmaße:

1. ein Fuß 28,8 x 28,8 qcm

2. eie Elle 57,6 x 57,6 qcm

3. eine Ackerrute 8,640 m x 8,460 m 74,6496 qm

4. eine fränkische Waldrute 9,216 m x 9,216 m 84,9346 qm

5 eine fränkische Hufe ist ein Rechteck von 12 Rutten Länge und 27 Ruten Breite

Eine Ackerhufe:besteht aus 3,240 Ackerruten je 74,6494 qm

oder 24,1865 ha

oder 94,73 pr. Morgen

Der preussische Morgen gerechnet zu 25,5325 a

Eine Waldhufe:

besteht aus 3,240 Walruten je 84,9347 qm

oder 27,5188 ha

oder 107,78 pr, Morgen

Was sagt die Urkunde.vom 2.11.1252 uber die Rechte und Pflichten das Uunternehmers? Die Anlage eines Dorfes war ein muhsames Unternehen.Fur seine Muhewaltung wurden daher dem Unternehmer besondere Privilegien zugestanden. 1.Er erhielet die achte Hufe zinsfrei als erblichen Besitz, das heibt;1/8 der Gemarkung. 2.Er erhielt das Recht, eine Muhle mit Fischeich anzulegen.Von den eingefangenen Fischen behielt er die Halfte,dinzi ge Halfte die andere Halfte gehorte dem Orden als Grundherren und mubte an das Spittal in Breslaw abgeliefert werden. Das war seine einzige Naturalleistung. 3.Er durfte einen Kretscham errichten. Die Getranke war er verpfslichtet aus Kreuzburg zu beziehen. 4.Zu seinen besonderen Pflichten gehorte neben der Anlage des Dorfes, die Ausubung des Scholzenamtes. Namen Scholze,Scholze, Schultheiß andeuten, zog er die Schuld der Siedler an den Grundherren,den Grundzins oder die Stuer ein. Außerdem übte er gemeinsam mit den Dorfschöffen die niedere Gerichtsbarkeit aus. Dafür erhielt er den dritten Teil der Gerichtskosten.

Etwas über die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit.

1.Das Niedere Gericht.

Vor das niedere Gericht-das Scholzengericht-kamen kleine Vergehen, wie Zank, Streit, Schlägerei, Unfug Trunkenheit, usw. Dorfrichter war der Erbscholze.Als Zeichen seiner Würde trug er den Scholzenstab. In der Ausübung des Richteramtes unterstützten ihn die Schöffen.War der Erbscholze verhindert,Gericht zu halten, so vertrat ihn der sogenannte Gerichtsscholze, meist einer der Schöffen.Als Gerichtsscholzen werden in unseren Kirchenbüchern noch im Jahre 1842 genannt;